Fototage im Nationalpark Hohe Tauern
Ein sommerlich fotografisches Abenteuer zwischen Murmeltier, Nebel, Schnee und hohen Bergen
6. – 12. Juli 2025
Wenn sich elf passionierte Naturfotograf*innen aufmachen, das Herz der Alpen zu erkunden, dann entstehen nicht nur Bilder, sondern auch Geschichten. Vom 6. bis 12. Juli 2025 begab sich eine Gruppe der RG 7 / GDT (Gesellschaft für Naturfotografie) auf eine fotografische Entdeckungsreise entlang der berühmten Großglockner Hochalpenstraße – einem der spektakulärsten Zugänge in den Nationalpark Hohe Tauern.
Diese 46 Kilometer lange Panoramastraße windet sich in kühnen Serpentinen durch eine alpine Bilderbuchlandschaft. Wer sie befährt, sei es auf zwei oder vier Rädern – ob mit Fahrrad, Motorrad oder gar mit einem röhrenden McLaren Mercedes – erlebt ein ständiges Wechselspiel aus atemberaubenden Aussichten und hochalpiner Flora am Straßenrand hinter jeder Kurve.
Quartier bezogen die Fotograf*innen in einer rustikalen Selbstversorgerhütte oberhalb des Wallackhauses – perfekt gelegen für frühe Aufbrüche zum Sonnenaufgang und für späte Rückkehr nach dem letzten Licht des Tages. Dank der guten Organisation durch Thomas war die Gruppe gut gerüstet für die Tage im Hochgebirge.
Nach der Abfahrt im sommerlich heißen Mainfranken empfing uns die Hochgebirgswelt mit einem abrupten Kälteeinbruch. Regen, Schneefall und kräftige Windböen stellten unsere Planung auf die Probe – und machten improvisiertes Fotografieren zur täglichen Disziplin.
Den Auftakt bildete ein Besuch der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf 2.369 Metern. Zwischen Murmeltieren, die erstaunlich fotogen posierten, und Schneesperlingen, die in Mauerfugen brüteten, wagten wir erste Aufnahmen. Die an sich prachtvolle Aussicht von der Wilhelm-Swarovski-Beobachtungswarte blieb hinter Nebel und tiefhängenden Wolken verborgen – die grandiose Bergwelt zeigte sich uns nur schemenhaft.
Doch selbst das Wetter spielte dem kreativen Auge in die Hände: Am folgenden Tag sorgte frischer Neuschnee für eindrucksvolle Bilder von Bergvögeln im weißen Kontrast. Das Auge lernt, das Besondere im Unerwarteten zu finden.
In Kleingruppen erkundeten wir verschiedene Täler und Winkel des Nationalparks. Besonders eindrucksvoll war das Große Fleißbachtal nahe Heiligenblut. Hier hatte ein Bartgeierpaar – Ambo, das 17-jährige Weibchen, und ihr Partner Fortuna, das 10-jährige Männchen – als einziges von fünf Paaren in der Region erfolgreich Nachwuchs aufgezogen. Der Jungvogel war gerade dabei, seine ersten wackeligen Flugversuche zu unternehmen – ein Naturerlebnis, das lange nachwirken wird, auch wenn es sich fotografisch nicht so gut einfangen ließ.
Neben den Bartgeiern fanden wir im Tal auch eine fotogene standorttreue Gämse, eine rauschende Wasserfallkulisse und Wiesen voll Türkenbundlilien. Weitere Touren führten uns zu den Wasserfällen Gößnitzfall und Jungfernsprung, beides imposante Fotomotive mit alpinem Charakter. Auch ein Steinadlerpärchen konnte beim Nutzen der Thermik über Heiligenblut beobachtet werden.
Nahe der Straße entdeckten wir am Großglocknerhaus ein brütendes Steinschmätzerpaar, daneben zeigten sich Bluthänfling und Birkenzeisig und der seltene Mauerläufer. Auf den Bergwiesen blühten das gefleckte Knabenkraut und Kohlröschen, über denen bei warmem Sonnenschein die Alpenapollofalter schwebten – morgens und abends, noch kältestarr, perfekte Modelle für Makrofotografie.
Und dann war da noch das Fuschertörl mit seinem „Fotoparkplatz“, die Fuscherlake mit gelegentlichen Spiegelungen und die Edelweißspitze, auf der wir nicht nur die Aussicht, sondern auch die Seltenheit rollender „Dinosaurier“ in Form glänzender McLaren Mercedes bestaunten.
Der kameradschaftliche Teil kam nicht zu kurz: Gemeinsam vorbereitete Frühstücke und Abendessen boten Raum zum Austausch über Technik, Motive – und Wetter-Apps. Nach dem kollektiven Scheitern der üblichen Wetterdienste wie Kachelmann & Co entdeckten wir eine neue Methode: Die "Fenster-App". Funktioniert so: Fenster auf – rausschauen – Wetter erkennen. Einfache Bedienung, hohe Verlässlichkeit.
Am Ende verging die Woche wie im Flug. Festplatten und Speicherkarten hätten noch Platz für mehr gehabt: für Steinböcke, goldene Sonnenaufgänge, glühende Abende, Sternenhimmel für das Spiel aus Licht und Landschaft, das die Hohe Tauern so einzigartig macht. Was bleibt, sind eindrucksvolle Bilder, geteilte Erlebnisse – und die Sehnsucht, wiederzukommen.
Text: Hermann Nickel, ……………– RG 7 / GDT
Danke an Jenny für das Korrekturlesen.
*Fotos: Teilnehmerinnen der Fotowoche 2025*